Massenpanik

Der Begriff Massenpanik bezeichnet ein Unglück mit einer großen Zahl von Beteiligten auf engem Raum, bei dem die räumliche Beengtheit mitursächlich für den Verlauf des Unglücks ist. Er legt die Vorstellung nahe, dass eine Menschenmasse bei Großveranstaltungen oder Schadensereignissen in Panik gerät und es zu unkontrollierten Fluchtbewegungen kommt. Ursache einer Massenpanik können gefährliche äußere Umstände (wie ein Brand oder der Einsturz eines Gebäudes) oder das Verhalten Einzelner innerhalb einer Menschenmasse sein.

Die Begriffe Massenunfall, Massenunglück und Massenpanik werden in den Medien häufig synonym verwendet. In vielen Landesgesetzen findet sich statt der Begriffe Massenunfall, Massenunglück und Massenpanik der Begriff Großschadenslage. Die Konzepte vieler Katastrophenschutzbehörden sehen in einem solchen Großschadensfall das Ausrufen eines sogenannten Massenanfalls von Verletzten (MANV) vor. Eine Massenpanik tritt nur im Verlauf eines sehr geringen Anteils von Massenunglücken auf.[1]

Professor Dirk Helbing, ein Physiker und Soziologe, nannte den Begriff Massenpanik „oft missverständlich“. Eine Katastrophe passiere meist nicht, „weil Leute in einen Zustand psychologischer Panik verfallen“. Opfer seien „das Resultat eines physikalischen, nicht eines psychologischen Effekts.“ Forscher bevorzugen deshalb die Begriffe „crowd disaster“ und Massenunglück.[2]

Im übertragenen Sinn gibt es Massenpaniken auch in Form von Verkaufslawinen an Wertpapiermärkten ('Börsenkrach') und anderen Börsen (zum Beispiel Rohstoffbörsen) und bei Schalterstürmen (Massen von Kunden versuchen, ihre Guthaben bei einer Bank abzuheben, siehe z. B. Panik von 1907).

Bei Herdentieren wie Rindern, Antilopen und Schafen gibt es das Phänomen der Stampede, das in seiner Dynamik ebenfalls Züge der Massenpanik hat. Die Deutung von stampedes als aus evolutionärer Sicht angepasstes Schutzverhalten in Gegenwart von Fressfeinden lässt sich nicht auf den Menschen übertragen.[1]

  1. a b L. Clarke: Panic: Myth or Reality? (Memento vom 17. Februar 2006 im Internet Archive) Contexts Magazine.
  2. Was sind crowd dynamics? jetzt.de, 22. Juli 2011

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